Schreiben an den Minister des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung ( 10.11.2000 )
<2000-11-10>

10.November 2000

 

Generelles Nachtflugverbot von 22.00 bis 06.00 Uhr

 

Sehr geehrter Herr Minister Posch,

die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Flughafen Frankfurt am Main, als Vertreterin von rund 40 Kreisen, Städten und Gemeinden im südlichen Bereich des Frankfurter Flughafens, darunter die Landkreise Offenbach, Darmstadt-Dieburg und Groß-Gerau sowie die Großstädte Offenbach, Darmstadt, Mainz und Wiesbaden, nimmt auf dem Hintergrund ihrer bisherigen Beschlüsse zum Frankfurter Flughafen zum Thema wie folgt Stellung:

Wir erachten das sogenannte Nachtflugverbot zwischen 23 Uhr und 5 Uhr als äußerst problematisch. Tatsächlich stellt es nur eine urzeitliche Nachtflugbeschränkung dar, da in den beiden Stunden zwischen 22 Uhr und 23 Uhr und zwischen 5 Uhr und 6 Uhr die Zahl der Flugbewegungen und der damit einhergehende Fluglärm extrem zunehmen wird. Nach den gesetzlichen Bestimmungen indessen ist die Nacht als die Zeit von 22 Uhr bis 6 Uhr definiert.

Wir erinnern daran, dass der Ministerpräsident und Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzende Roland Koch und die FAG zugesagt hatten, es werde zukünftig weniger Nachtflüge auf Rhein-Main geben. Tatsächlich sieht es nach dem geplanten Winterflugplan für 2000/2001 anders aus.

Statt der 84 gezählten Flugbewegungen aus dem Vorjahr sind jetzt 94 Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr fest geplant. (Das sind 12 Prozent mehr Nachtflüge). Hinzu kommen die nicht geplanten Flugbewegungen. Selbst in der Kernzeit zwischen 23 und 5 Uhr, in der nach dem Beschluss der Mediation künftig absolute Nachtruhe herrschen soll, sind bis zu 110 Nachtflüge vorgesehen. Die Zahl der tatsächlichen Flüge werden jedoch wesentlich höher sein. Im August diesen Jahres soll sogar ein Spitzenwert von 216 Nachtflügen erreicht worden sein. Dieser Zustand ist nicht mehr länger hinnehmbar. Die Zahl der Nachtflugbewegungen muss gestoppt werden, sonst kann die Region nicht überleben.

Als sofortigen ersten Schritt zu einem generellen Nachtflugverbot fordert die KAG Flughafen Frankfurt die Beschränkung für Starts und Landungen in der Zeit von 22 – 6 Uhr auf Flugzeugtypen entsprechend der Bonner Bonusliste, in der die Flugzeugtypen mit den geringsten Lärmemissionen aufgeführt sind. Dies würde zum einen zu einer deutlichen Lärmentlastung führen und zum anderen ein Signal für die Fluggesellschaften darstellen, in leiseres Fluggerät zu investieren. Mit diesem Thema sollte sich das Regionale Dialogforum vorrangig befassen. Auch sollten nicht nur Untersuchungen über alternative Lande- oder Startbahnen erfolgen, was wir ohnehin ablehnen. Es sollten vielmehr auch Standortalternativen untersucht werden. Außerdem wurde bislang die Verkehrssituation am Boden völlig außer acht gelassen. Welche Auswirkungen die steigende Zahl auf den Straßenverkehr und öffentlichen Nahverkehr haben wird, dies muss umgehend untersucht werden.

Wir bitten Sie, diese Kritikpunkte der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Flughafen Frankfurt am Main zu berücksichtigen. Dem Regionalen Dialogforum haben wir eine Durchschrift dieses Schreibens zugeleitet.

Mit freundlichen Grüßen

 

(Schmitt)

Erster Kreisbeigeordneter und Vorsitzender der KAG Flughafen

     

(Feld)

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